Brandschutz/Schulbau

Die Wilhelm-Gentz-Grundschule in Neuruppin wurde umfassend saniert, um Bauschäden zu beheben und die veraltete Ausstattung zu ersetzen. Mit dem Ziel, den aktuellen Bedürfnissen einer modernen Ganztagsgrundschule gerecht zu werden, entstand eine gelungene Mischung aus Bestand und Neubau. Diese energetisch optimierte Schule erfüllt höchste Brandschutzstandards und wurde dennoch mit pragmatischem Augenmaß geplant, um Sicherheit und Effizienz zu vereinen.
In der DDR wurde schon früh modular gebaut. Aus dieser Intention heraus ist der Plattenbau entstanden. Für Schulen entwickelte sich zudem eine Atrium-Baureihe, die aus zwei oder drei Gebäuden bestand, die mit mehreren Gängen verbunden waren. Je nach Anordnung der Gebäude benannte man die Schulen Typ Halle Atrium (drei Gebäude), Typ Erfurt, Potsdam oder Dresden Atrium (je zwei Gebäude), Typ Schwerin und Magdeburg (nur zwei Verbindungsgänge). Der Typ Erfurt wurde am häufigsten gebaut, was daran lag, dass das Baukombinat Erfurt für die Schulbauplanung der DDR zuständig war.
Beim Bauen zählten praktische Aspekte und es musste meistens schnell gebaut werden. Die Wilhelm-Gentz-Grundschule in Neuruppin ist 1972 als Typ Erfurt fertiggestellt worden, bestehend aus dem Hauptgebäude mit den Klassenräumen, einem Verwaltungstrakt und einer Sporthalle. Nach beinahe 50 Jahren zeigten sich Schwächen im Gebäude und es wurde zu klein für eine zeitgemäße inklusive Ganztagsschule. Die Gemeinde Neuruppin beauftragte nach einem Wettbewerb das Berliner Architekturbüro CKRS, das nicht nur Erfahrungen im Schulbau, sondern auch im Holzbau hat.
Das alte Nebengebäude und die Sporthalle wurden abgetragen, das Haupthaus blieb im Sinne der Nachnutzung des Bestands erhalten. Es wurde entkernt, saniert und an moderne pädagogische Konzepte angepasst. Der neue seitliche Anbau, der dem Ensemble eine L-Form gibt, beherbergt die Mensa, Verwaltungsräume, weitere Klassenräume und Gemeinschaftsbereiche. Er ist teilunterkellert. Eingebettet in die L-Form wurde die neue Sporthalle gesetzt, sodass eine kompakte Einheit mit kurzen Wegen entstand. Die Sporthalle ist – bis auf das Untergeschoss – komplett aus Holz gebaut worden.
Das dreiteilige Gebäudeensemble zeichnet sich durch eine Fassade aus unbehandeltem Lärchenholz aus, die eine harmonische Gesamterscheinung schafft und gleichzeitig die energetische Effizienz des bestehenden Plattenbaus verbessert. Für die anspruchsvolle Brandschutzplanung wurde das Büro brandschutz plus GmbH beauftragt, das über umfassende Expertise im Brandschutz für Holzbauten verfügt.
Gemäß § 2 (3) Nr. 5 der Brandenburgischen Bauordnung (BbgBO) wurde das Gebäude in die Gebäudeklasse 5 (GK 5) eingestuft und als eine Nutzungseinheit betrachtet. Da zum Zeitpunkt der Planung die Muster-Holzbaurichtlinie (MHolzBauRL) noch nicht eingeführt war, orientierte sich der Brandschutznachweis an der BbgBO. Die zuvor gültige M-HFHHolzR war nur für Gebäude relevant, deren tragende, aussteifende oder raumabschließende Bauteile aus hoch feuerhemmenden Holzwerkstoffen bestehen – eine Anforderung, die für GK 5 nicht zutrifft.
Als Schule fällt das Gebäude gemäß § 2 (4) Nr. 13 BbgBO in die Kategorie der Sonderbauten. Daher wurde der Brandschutz zusätzlich nach der Muster-Schulbau-Richtlinie (MSchulbauR) bewertet. Besonders wichtig: Um einen sicheren Schulbetrieb zu gewährleisten, mussten alle tragenden Bauteile den Anforderungen an Feuerbeständigkeit genügen. Während dies für die Stahlbetonteile im Bestandsbau aufgrund des Materials und der Bauteilstärken als gegeben angesehen werden konnte, wurde der Feuerwiderstand im Neubau statisch nachgewiesen.
Sporthallen gelten allgemein als brandlastarm – eine Einschätzung, die auch hier zutrifft. Dennoch zeigt die Erfahrung, dass vorbeugende Maßnahmen unerlässlich sind, um das hohe Sicherheitsniveau in Schulen dauerhaft zu gewährleisten. Brandschutz ist nicht nur eine Vorschrift, sondern eine Verantwortung, insbesondere im Schulbau, wo die Sicherheit von Kindern und Lehrkräften oberste Priorität hat.
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