BAUEN+ 3/2022

Gebäudetechnik/Suffizienz und Lowtech

Suffizienz und Lowtech: Green Economy Gründerzentrum Bremerhaven
Visualisierung des Green Economy Gründerzentrums Bremerhaven (© Partner und Partner + GRAU Visuals)

Angèle Tersluisen


Suffizienz und Lowtech

Das Beispiel »Gründerzentrum Green Economy Bremerhaven«


Die vergangenen Jahrzehnte sind geprägt von der Technisierung unserer Gebäude. Probleme im Betrieb, einhergehend mit erhöhten Realverbräuchen, Einregulierungs-, Instandhaltungs- und Wartungskomplikationen sowie fehlender Nutzerakzeptanz, addieren sich mit dem stetig wachsenden Flächen- und Raumbedarf. Es stellt sich die dringliche Frage, wie Nachhaltigkeit aussehen kann, die sparsam und mit geringem technischen Aufwand Ressourcen und das Klima schont und gleichermaßen dem Nutzer und dessen Bedürfnissen dient. Eine Antwort liefert das Green Economy Gründerzentrum in Bremerhaven.

Um die Klimaschutzziele zu erreichen, wurden die energetischen Anforderungen an Gebäude mehr und mehr verschärft. Dies führte unter anderem dazu, dass Bedarfe durch den Einsatz effizienter Gebäudetechnik minimiert und der regenerative Deckungsgrad maximiert werden sollte. Bauherren und Planer verließen sich auf die Technik – der Einfluss der Architektur und des Nutzers gerieten aus dem Fokus.

Bilanziell können heute hocheffiziente, im Betrieb und auf den Quadratmeter bezogen CO2-sparende Gebäude durch den präzisen Einsatz von Gebäudetechnik geplant werden. Im Monitoring zeigen sich jedoch elementare Abweichungen vom prognostizierten Bedarf zum sich real einstellenden Verbrauch.

Die Gründe hierfür sind vielfältig. Sie liegen u.a. in der Komplexität der Systeme und der im Betrieb fehlerhaften Abstimmung der einzelnen Komponenten untereinander, an divergierendem Nutzerverhalten, an fehlender Verständlichkeit in der Bedienung usw. Das verlustfreie Betreiben jedenfalls scheint selten möglich.

Es stellt sich, einen Schritt zurücktretend, die vergangene Entwicklung sowie die heutige Gesamtsituation betrachtend, die dringliche Frage, ob der teils enorme technische Aufwand lohnt, wenn die prognostizierten CO2-Einsparungen im Betrieb selten erreicht werden können.

Auch lohnt der Blick auf die Gesamt-CO2-Emissionen, deren Minimierung das eigentliche Ziel sein sollte. Während die konstruktive und gebäudetechnische Effizienz stetig steigen und damit die CO2-Emissionen pro Quadratmeter sinken, steigt der Flächenverbrauch pro Kopf kontinuierlich an. Ein Ende ist nicht in Sicht. Die konstruktiven und technischen Effizienzsteigerungen verhindern demnach nicht, dass der Gesamtenergieverbrauch und damit die CO2-Emissionen stagnieren oder sogar steigen.

Wenn der reale totale CO2-Ausstoß elementar gesenkt werden muss, um die nationalen und internationalen Klimaschutzziele zu erreichen, müssen wir an verschiedenen Stellschrauben drehen. Neben dem Ausbau erneuerbarer Energien ist der suffiziente Umgang mit Flächen eine der entscheidenden Stellschrauben. Er fordert architektonische Präzision im Entwurf, teils auch neue Raumkonzepte, um erfüllende, nutzbare Raumqualitäten bei geringerem Flächenverbrauch zu bieten.

Neben den CO2-Emissionen im Betrieb rücken die Emissionen in der Herstellung in den Fokus der Betrachtung – die Wahl der Baustoffe und Konstruktionen gewinnt an Bedeutung. Eine integrale und interdisziplinäre Planung wird notwendig, um suffiziente Architektur mit Nutzerkomfort und reduziertem technischen Aufwand zu ermöglichen.

Der Fokus führt dann zwangsläufig hin zur Optimierung der realen Gesamt-CO2-Emissionen im Gebäudelebenszyklus; von der Rohstoffgewinnung über die Herstellung und den Betrieb bis zum Rückbau und zur Wiederverwendung. Die Suche gilt dabei der Einfachheit, der Fehlerunanfälligkeit, der Langlebigkeit, Robustheit und Wiederverwendbarkeit unserer Architektur und Technik.


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