BAUEN+ 3/2022

Gebäudetechnik/Robustheit

Häuser aus dem Forschungsprojekt »Einfach Bauen«, Bad Aiblingen
Häuser in Bad Aiblingen aus dem Forschungsprojekt »Einfach Bauen« (© Florian Nagler Architekten)

Thomas Auer


Wie viel Technik benötigt ein Gebäude?

Anforderungen an nachhaltige, robuste und gleichzeitig komfortable Architektur


Die Komplexität hat im Bauen stetig zugenommen. Dies führt zwangsläufig zu höheren Baukosten und zu Fehlern. Bezogen auf die Gebäudetechnik bedeutet das einen erhöhten Energieverbrauch und Komforteinbußen. Beispiele wie das Forschungsprojekt »Einfach Bauen« zeigen, wie man sich der Spirale entziehen kann. Architektur muss jedoch auch die Nutzung erneuerbarer Energiequellen ermöglichen, was eine gestalterische Herausforderung ist. Die Kombination ist kein Widerspruch und lässt sich mit Robustheit beschreiben.

Menschen verbringen im Durchschnitt 80 bis 90 Prozent ihrer Zeit in Gebäuden [1]. Es ist die Grundaufgabe von Architektur, Innenräume zu gestalten, die eine hohe Aufenthaltsqualität aufweisen. Gleichzeitig ist der Gebäudesektor in der westlichen Welt verantwortlich für 20 bis 40 Prozent des gesamten Energiebedarfs [2].

Unbestritten hinterlässt der Gebäudesektor hinsichtlich CO2-Emissionen, Müllaufkommen und Ressourcenverbrauch einen enormen Fußabdruck, weswegen der Klimaforscher Hans-Joachim Schellnhuber völlig zurecht vom »Elefant im Raum« spricht. Zum Erreichen der gesteckten Klimaziele ist es von zentraler Bedeutung, den Energiebedarf des Gebäudesektors drastisch zu reduzieren.

Die Carbon Roadmap der Europäischen Union sieht vor, dass im Vergleich zu 1990 die CO2-Emissionen des Gebäudesektors bis zum Jahr 2050 um 90 Prozent reduziert werden [3]. Das kann im Umkehrschluss nicht bedeuten, dass man alle Bautätigkeiten sofort einstellen muss. Im Gegenteil: Für die Errichtung des Gebäudebestands wurden enorme Mengen an CO2 aufgebracht; diesen Bestand gilt es zu würdigen und sorgsam um- und weiterzubauen. Beispiele zeigen, wie ein Um- und Weiterbau den Bestand nachhaltig transformieren kann, ohne dass die baukulturellen Qualitäten zerstört werden.

Ein sorgsamer Umbau und die Ergänzung des Bestands müssen mit einer Gebäude- und Versorgungstechnik ausgestattet werden, die einen CO2-neutralen oder gar einen CO2-positiven Betrieb ermöglicht. Es stellt sich also nicht die Frage, ob Gebäude Technik benötigen; vielmehr geht es darum, welche technischen Lösungen, im Hinblick auf eine Vermeidung von CO2-Emissionen und der Herstellung einer komfortablen und gesunden Aufenthaltsqualität, zielführend sind. Gleichzeitig stellt sich auch die Frage, was guter oder besser gesagt angemessener Komfort bedeutet.

Während der Planungs- und Bauphase fallen in etwa 20 Prozent der gesamten Lebenszykluskosten eines Gebäudes an. Die restlichen 80 Prozent der Kosten über den Lebenszyklus eines Gebäudes sind der Nutzungsphase zugehörig, welche sich in 60 Prozent Betriebskosten und 40 Prozent Energiekosten aufteilen.

Doch genau in der Nutzungsphase besteht eine Diskrepanz: Wissenschaftliche Studien zeigen, dass der gemessene Energieverbrauch oftmals um ein Mehrfaches größer ist als der in der Planung berechnete Energiebedarf [4], [5], [6]. Eine umfangreiche englische Studie untersuchte knapp 60.000 Bildungseinrichtungen – einschließlich 85 Prozent aller nationalen Schulen des Landes (UK) – mit dem Ergebnis, dass 95 Prozent den vorhergesagten Energiebedarf nicht erreichen [7]. Diese Diskrepanz wird als Performance Gap bezeichnet. Eine Studie der TU Braunschweig zeigt, dass die betrachteten modernen Bürogebäude einen durchschnittlichen Performance Gap von ca. 70 Prozent haben [8].


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