BAUEN+ 1/2023

Gebäudetechnik/Lehmbau

Abb.1: Abbildung zum Fachartikel »Tragender Stampflehm für kreislaufgerechtes Bürogebäude«
Die monolithische Wand der Orangerie in Lyon von Clément Vergély Architectes mit Diener & Diener besteht komplett aus Erdaushub (© Studio Erick Saillet)

Achim Pilz


Tragender Stampflehm für kreislaufgerechtes Bürogebäude

Orangerie in Lyon wurde als dreigeschossiger Massivlehmbau gebaut


Die Orangerie in Lyon ist ein vorbildlich kreislaufgerechtes Bürogebäude: Der dreigeschossige Massivlehmbau ist tragend ausgeführt, der Lehm kommt ganz aus der Nähe, die Elemente sind vor Ort produziert und verbessern das Raumklima. Den enormen Sicherheitszuschlägen für die Statik wurde durch eine Erhöhung der Versicherung und einer Überwachung begegnet, bei der das Gebäude die ersten Jahre alle drei Monate vermessen werden muss.


Unstabilisierter Lehm ist einfach wiederzuverwenden und damit ein optimales Material für kreislaufgerechtes Bauen. Traditionell wird Lehm in Gebieten mit geeigneten Vorkommen einfach gestampft, wie etwa in und um Lyon, wie auch Roger Boltshauser in seinem Buch »Pisé. Stampflehm – Tradition und Potenzial« über den Stampflehmbau in Frankreich und der Schweiz dokumentiert [1].

Francois Cointeraux gründete deshalb in Lyon seine Architekturschule, die den Stampflehmbau propagierte. Gebäude, die er dort vor 240 Jahren baute, wie das Hotel Macchabee, werden heute noch genutzt. Clément Vergély Architectes griffen diese Tradition zusammen mit Diener & Diener wieder auf.

Im Neubauquartier Confluence, mitten in der Stadt, bauten sie mit dem Lehmbauer Nicolas Meunier ein dreistöckiges Bürogebäude aus 286 Stampflehmblöcken und Holz, die Orangerie. Vierzehn dreigeschossige Parabelbögen, an ihrer Basis 4,75 m breit, gliedern die 11 m hohen Außenwände. Damit beträgt die Öffnungsfläche der Fassade 40 Prozent. Innen ist das Gebäude, bis auf die Betonbodenplatte, komplett aus Holz. Die Lüftungsanlage mit adiabater Kühlung wird durch manuelle Lüftung ergänzt.


Französischer Lehmbaupionier

Nicolas Meunier hat schon 1988 Stampflehmelemente vorproduziert und so die Gesundheit seiner Mitarbeiter geschont. Weil die Projekte zu klein und die Kräne zu teuer waren, hatte der Lehmbaupionier die Vorproduktion zwischenzeitig aufgegeben.

2014 produzierte er die Außenhülle des Zentrums für archäologisches Kulturgut im französischen Dehlingen von nunc architects vor Ort. Sie hat zweischalige, im Kern gedämmte Wände aus vorfabrizierten, großformatigen Lehmblöcken. Die Herausforderung bei der Vorproduktion ist das Versetzen der Blöcke.

Meunier stampft dazu am Fuß der Blöcke Gewindestangen ein, sodass er sie einfach mit einem kleinen mobilen Kran anheben kann. Die Löcher der Stangen werden nach dem Setzen händisch mit Lehm verfüllt, die Fugen zwischen den Blöcken retuschiert. Nur im Streiflicht sind die einzelnen Elemente noch abzulesen.

Meuniers Spezialität ist es, lokalen Lehm ohne weitere Zuschläge einzusetzen. In seinem »Atelier«, eine halbautomatische Maschine, die er über Jahre stetig verbessert hat, werden nur zu große Steine ausgesiebt. Vier Gewichte stampfen dann pneumatisch die Lagen in eine eigens gefertigte Metallschalung.


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