BAUEN+ 6/2022

Energie/Oberflächennahe Geothermie

Erdwärmepumpen müssen zum zentralen Baustein der Wärmewende werden
Das Berliner Stadtschloss wird seit 2018 mit 115 Erdwärmesonden nachhaltig geheizt und gekühlt (© Bundesverband Geothermie)

Holger Born, Timm Eicker


Erdwärmepumpen müssen zum zentralen Baustein der Wärmewende werden

Roadmap »Oberflächennahe Geothermie« der Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie IEG


Eine erfolgreiche Energiewende in Deutschland erfordert sofort große Veränderungen im Wärmesektor und den Verzicht auf fossile Rohstoffe zur Bereitstellung von Raumwärme und Warmwasser. Dies ist nicht nur vor dem Hintergrund der deutschen und europäischen Klimaschutzziele geboten, auch die aktuellen politischen Verwerfungen in Osteuropa und die damit einhergehende Versorgungsunsicherheit sowie die enormen Preisanstiege für Erdgas führen dazu, dass alternative Wärmeerzeuger stärker in den Fokus rücken.

Erdwärmepumpenanlagen sind dabei die vorteilhafteste Wärmepumpentechnologie, um Gebäude nachhaltig, zukunftssicher und unabhängig von Rohstoffimporten zu heizen und zu kühlen. Ihr deutschlandweites Potenzial umfasst bis zu 75% des gesamten Wärmebedarfs für Raumwärme und Trinkwarmwasser, dies entspricht in etwa 600 TWh/a.

Eine Vielzahl von Studien verschiedener Forschungseinrichtungen haben in der jüngeren Vergangenheit Szenarien beschrieben, wie sich der Bestand an Wärmeerzeugern bis 2030 bzw. bis 2045 / 2050 ändern muss, um den Zielstellungen gerecht zu werden. Allen Veröffentlichungen ist gemein, dass Wärmepumpen dabei eine zentrale Rolle einnehmen. Im Mittel unterstellen die verschiedenen Szenarien, dass bis 2030 6 Mio. und bis 2045 12 Mio. Wärmepumpen installiert sein müssen, um nachhaltige Wärme in Deutschland bereitzustellen.

Demgegenüber steht die Realität des deutschen Wärmpumpenmarkts. Zwar stiegen die Absatzzahlen von Wärmepumpen von jährlich 50.000 Anlagen (2006) und 80.000 (Mitte der 2010er-Jahre) auf über 150.000 Wärmepumpen in 2021, dennoch braucht es eine deutliche Marktbelebung, um die Ziele mittelfristig zu erreichen.

In Summe resultiert aus den Marktdaten Ende 2021 ein Feldbestand von rund 435.000 Erdwärmepumpenanlagen in Deutschland, die jährlich rund 10 TWh Wärme bereitstellen. Insgesamt stellen diese Systeme allerdings nur 1,3% des deutschen Energiebedarfs für Raumwärme und Trinkwarmwasser zur Verfügung. Zusätzlich umfasst der Bestand an Luftwärmepumpen rund 770.000 Anlagen (16,5 TWh Wärme jährlich).

Vergleicht man die oben genannten Ziele mit dem Zubau der Vergangenheit, zeigt sich deutlich, dass ein Fortschreiben des aktuellen Wegs oder nur geringfügige Anpassungen nicht zum Ziel führen werden. Eine erfolgreiche Wärmewende ist auf dem aktuellen Weg nicht zu erreichen. Die Bundesregierung reagierte darauf, indem sie Ende Juni zu einem Wärmepumpengipfel einlud und das Ziel postulierte, dass 500.000 Wärmepumpen jährlich neu installiert werden müssen [2].

Mit diesen quantitativen Zielen geht auch einher, dass sich der Fokus verändern muss. Während aktuell Wärmepumpen überwiegend in kleineren Wohnhäusern, und hier verstärkt im Neubaubereich, eingesetzt werden – 2020 wurde in über 50% der neu errichteten Gebäude eine Wärmepumpe installiert (über 50.000 Anlagen); im selben Jahr wurden in Bestandsgebäuden knapp 70.000 Wärmepumpen installiert – müssen zunehmend Bestandsgebäude und größere urbane Strukturen adressiert werden.


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