Gebäudetechnik/Lehmbau

Beeinflusst Lehm das Raumklima in Gebäuden? Diese zentrale Frage steht im Fokus eines Vortrags über das Monitoring von Lehmbauten, der auf der 9. Internationalen Fachtagung LEHM 2024 in Weimar präsentiert wurde. Die Ergebnisse legen nahe, dass die Materialeigenschaften von Lehm eine positive Wirkung auf das Raumklima haben können. Doch nicht alle Experten sind überzeugt: Es gibt kritische Stimmen, die einen eingehenderen Vergleich mit anderen Baustoffen fordern.
Auf der 9. Internationalen Fachtagung LEHM 2024 in Weimar vom 27. bis 29. September 2024 wurden Forschungen und Projekte in allen Größenordnungen vorgestellt (Abb. 1) – vom kleinen Massivlehmgebäude bis zum Bürogebäude Hortus von Herzog & de Meuron in Basel aus Holz und Stampflehm mit einer Fläche von 10.000 m2. Ein Schwerpunktthema der Tagung war der Massivlehmbau.
Sven Steinbach und Stephan Jörchel vom Institut für Qualitätsbewertung in der Bauphysik IBQS der Fachhochschule Erfurt hielten einen Vortrag über »Monitoring des Raumklimas in Lehmbauten – Komfortkontrolle durch Materialeigenschaften«. Der Fokus lag überwiegend auf Massivlehmbauten. Dabei fassten sie erste Ergebnisse des Verbundforschungsprojekts »MoBeLe – Monitoring trifft Befragung – Monitoring des Innenraumklimas in Gebäuden verschiedener Lehmbautechniken im Bestand und Neubau unter Einbeziehung der Bewohnerperspektive« zusammen.
In MoBeLe werden neben den raumklimatischen Bedingungen (Raumfeuchte und -temperatur) auch Radon und Thoron vor Ort gemessen und parallel die Bewohner befragt. Diese wurden gebeten, ein Wohntagebuch in Bezug auf ihr Wohlbefinden zu führen. Untersucht wurde beispielsweise ein etwa 100 Jahre alter Wellerlehmbau (Abb. 2) [1] in Sachsen-Anhalt, der kürzlich saniert wurde und inzwischen wieder bewohnt ist.
Projektpartner des IBQS sind das Institut für Psychologie der Universität Halle-Wittenberg und die Landesenergieagentur Sachsen-Anhalt GmbH (LENA). Das Forschungsprojekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert und von dem Netzwerk »GOLEHM – Initiative für Lehmbau und nachhaltige Kreislaufwirtschaft« durchgeführt, die zu massivem Lehmbau in Mitteldeutschland forscht (www.golehm.de).
Steinbach und Jörchel stellten auf der Fachtagung erste Ergebnisse und Analysen eines knapp dreimonatigen Überwachungszeitraums zwischen 20. September 2023 und 11. Dezember 2023 vor. Ihr Vortrag ist mit den Tagungsbeiträgen der LEHM 2024 veröffentlicht. Sie fokussierten dabei zwei von der Größe her vergleichbare Badezimmer in zwei unterschiedlichen Gebäuden: ein fast vollständig mit Keramikfliesen versehenes Bad und ein vergleichbares Bad mit einem großen Anteil an Lehmputzoberflächen.
In beiden Bädern sind keine zusätzlichen Lüftungsanlagen vorhanden. Die Temperaturwerte sind in beiden Bädern mehr oder weniger gleich (etwas über 20 °C), mit Spitzen während der kurzen Nutzungen (Abb. 3). Diese überlagern langsamere Schwankungen – wahrscheinlich durch Schwankungen der Außentemperatur.
Leider fehlen die Werte für Außentemperatur und -luftfeuchte, was eine Interpretation erschwert. Die Werte der relativen Luftfeuchte (RH) schwanken in beiden Bädern stark, hervorgerufen durch die Feuchteproduktion sowie durch Änderungen der Raumlufttemperatur. Die relative Feuchte steigt im gefliesten Bad mindestens einmal täglich meist um über 40%. Im »Lehmbad« ist ein Anstieg um meist 20 bis 30% zu verzeichnen, dies allerdings weniger als halb so häufig wie im gefliesten Bad.
Das kann am Feuchteeintrag liegen, also beispielsweise der Duschdauer. Über die großen Schwankungen hinweg ist die relative Raumluftfeuchte im vollgefliesten Bad durchschnittlich um etwa 15% höher als im lehmverputzten Badezimmer. Auch das kann am Feuchteeintrag liegen. Die Autoren folgern, »dass die Oberflächenmaterialien einen erheblichen Einfluss auf die Feuchtepufferungskapazität haben« [2], was nicht neu ist.
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