BAUEN+ 4/2025

Gebäudetechnik/Klimatisierung

Abbildung zum Fachartikel »Natürliche Klimatisierung durch Stampflehm und Holz«
Der Weleda Cradle Campus von Michelgroup und Transsolar wurde 2024 eröffnet (© Elias Hassos)

Achim Pilz


Natürliche Klimatisierung durch Stampflehm und Holz

Aushub klimatisiert großes Warenlager


Der Cradle Campus von Weleda bei Schwäbisch Gmünd erzeugte wenig CO2 bei der Erstellung, wird CO2-neutral mit eigenem Strom betrieben und nutzt Erdwärme. Eine Naturklimaanlage, für die der Erdaushub in einer Wand aus Stampflehm verbaut wurde, senkt die Betriebskosten weiter. Das Bauprojekt kombiniert moderne Architektur mit ökologischen Materialien und setzt Maßstäbe für nachhaltige Logistikzentren.


Die Firma Weleda, Hersteller von Naturkosmetik und anthroposophischen Arzneimitteln, hat 2024 ein neues Logistikzentrum am Rand von Schwäbisch Gmünd eröffnet – eine nachhaltige Industrieimmobilie mit Vorbildcharakter. Auf insgesamt fast 19.000 m2 BGF vereint sie die internationale Vertriebslogistik an einem Ort.

Wo möglich, wurden die Naturbaustoffe Holz und Lehm verbaut. Nur bei hohen Verkehrslasten oder ans Erdreich angrenzend wurde Stahlbeton verwendet. Das Hochregallager integriert sogar den eigenen Aushub für eine große Stampflehmwand! Mit Photovoltaik und Geothermie ist der Betrieb energetisch CO2-neutral, die Arbeitsplätze bieten viel Tageslicht für die Mitarbeitenden sowie Ausblicke von den Arbeitsplätzen in die Landschaft.

Nur 20% der Grundstücksfläche wurden versiegelt, 80% wurden mit heimischen Pflanzenarten bepflanzt oder als Streuobstwiese angelegt. Für die Gestaltung waren die Architekten der Michelgroup GmbH aus Ulm in enger Abstimmung mit Transsolar Energietechnik GmbH aus Stuttgart verantwortlich.

Ein Verwaltungsgebäude inkl. öffentlicher Räume, ein Funktionsgebäude für alle Aufgabenbereiche vom Wareneingang bis zum Warenausgang und ein Hochregallager bilden zusammen den optisch angenehm kleinteiligen Campus. Die Gebäude sind quer zur Windrichtung aufgefächert, sodass sie natürlich durchlüftet und Wärmestaus verhindert werden.

Ein unsichtbares Geschoss mit einem gemeinsamen Dachgarten für alle Mitarbeitenden verbindet Verwaltungs- und Funktionsräume innerhalb wie auch außerhalb des Gebäudes. Digitalisierte Abläufe automatisieren und optimieren die Logistik. Künftig werden von Schwäbisch Gmünd aus täglich bis zu 10.000 Lieferungen in 47 Länder verschickt.


Naturklimaanlage Hochregallager

Besonders spektakulär ist das vollautomatische Hochregallager mit Platz für gut 17.000 Paletten, da es 3.000 m3 des lehmhaltigen Baugrunds integriert und zur Klimaanlage umnutzt. Mit einer Größe von 82 x 38 m ist das Lager Deutschlands größter zusammenhängender Stampflehmbau. Nur die Stampflehmwände der drei Einzelgebäude des Freilichtmuseums Detmold zusammengenommen kommen auf noch mehr Fläche.

Zu ca. 80% stammen Lehm und gebrochener Muschelkalk aus dem Aushub der Baugrube – ein ockerfarbener, feinbröckeliger Ton-Mergelstein. Bei dem Rest handelt es sich um Kies aus der Nähe. Eine solche Verwendung von lokalem Aushub erzeugt auch lokale Identität. Der Lehm wird ohne Zementzusatz in einer lokal aufgebauten Maschine gemischt und kann nach der Nutzung relativ einfach wieder zu Erdreich werden.

Mit einer 5 m tiefen Stahlbetonwanne steht das Lager im Baugrund. Darüber befindet sich eine 8 m hohe und 60 cm dicke tragende Wand aus Stampflehm. Im Inneren puffern die insgesamt 240 m langen Wände Luftfeuchtigkeit und Temperatur. Zusammen mit dem Holzregal erlauben sie eine freie Feuchtekontrolle ohne Lüftungsanlage. 


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