BAUEN+ 3/2019

Brandschutz im Holzbau

»Walden 48« – Hofansicht mit Holzfassade (Architektur: Arge Scharabi I Raupach, Bild: Render-Manufaktur)

Reinhard Eberl-Pacan


Alles aus Holz!

Brandschutzplanung für den derzeit größten Holzbau Berlins


Das bisher größte Holzgebäude Berlins geht seiner Fertigstellung entgegen. In Berlin-Friedrichshain baut die Baugruppe »Walden 48« einen Holzbau mit 40 Wohnungen und insgesamt 5.500 m2 Bruttogeschossfläche. Die Pläne stammen von der Arbeitsgemeinschaft Scharabi Architekten und Anne Raupach, die auf Holzarchitektur spezialisiert ist. Für die Brandschutzplanung und Objektüberwachung sind Eberl-Pacan Architekten + Ingenieure Brandschutz verantwortlich.

»Alles aus Holz! – So wird’s erbaut, nicht viele haben daran geglaubt,« rief der Zimmerermeister in seinem Richtspruch beim Richtfest vom Baugerüst. Der Meister hat Recht. Das Gebäude wird – mit Ausnahme des Kellergeschosses und der Treppenhauswände – getragen und geschützt durch Bauteile aus einem Baustoff, dessen vermeintlich negative Eigenschaft immer wieder in den Brennpunkt gerät: »Holz brennt doch!«.

Im März 2014, als wir mit unseren Brandschutzplanungen begannen, bedeutete es deshalb eine große Herausforderung, für ein großes Holzbauprojekt mit sechs Geschossen in der Gebäudeklasse (GK) 5 ein Brandschutzkonzept zu erstellen, das genau auf drei Baumaterialien basierte: Holz, Holz und Holz (siehe Infokasten).

»F 90 – B«

Von Beginn an wollten die Bauherren und Architekten so viel Holz wie möglich wagen: alle tragenden und aussteifenden Bauteile, alle raumabschließenden Trenn- und sogar Treppenhaus- und Aufzugswände. Für Brandschutzkonzepte bedeutet das 2014 absolutes Neuland. Holzbau war zulässig für niedrige Gebäude bis zu GK 3 oder aber umfassend und aufwendig durch Gipskarton gekapselt in der GK 4. Wichtige Bauteile eines Gebäudes der GK 5 in Holz – noch dazu gänzlich ohne Kapselung – herzustellen, war in den Bauordnungen damals nicht vorgesehen.

Pionierarbeit war gefragt, um auf dem Weg über Abweichungen vom Baurecht eine Genehmigung zu erwirken und trotzdem den Schutzzielen des Brandschutzes umfassend gerecht zu werden. Das passende Brandschutzkonzept nannte sich »F 90 – B«: keine Kompromisse bei der erforderlichen Feuerwiderstandsdauer von 90 Minuten, aber alle Bauteile dürfen auch aus brennbaren Baustoffen (Holz) hergestellt werden.

Drei Säulen des Brandschutzes

Im Einzelnen basiert dieses damals ungewöhnliche Brandschutzkonzept für »Walden 48« auf drei wichtigen Säulen:

Die erste Säule bildet eine Brandschutzbetrachtung zum Thema Holz, die schon lange bekannt, aber seit 100 Jahren nicht angewendet wurde: Holz hilft sich im Brandfall selbst. Durch eine Verkohlungsschicht, die sich exakt nach dem Brandverlauf berechnen lässt (Abbrand), schützt es über einen definierten Zeitraum den tragenden oder raumabschließenden Holzkern vor dem Einsturz oder dem Durchbrand. Zu dem statisch erforderlichen Holzquerschnitt wird der z.B. für 90 min Branddauer errechnete Abbrand addiert und damit sichergestellt, dass das Gebäude innerhalb dieser Zeit weder einstürzt noch sich Brände in andere Brandabschnitte ausbreiten können.

Säule zwei sind Sicherheitstreppenhäuser mit Rauchspüllüftung (»Sicherheitstreppenraum light«), die damals heiß diskutiert und in Fällen eingesetzt wurden, in denen aus verschiedenen Gründen – meist keine Anleiterung der Wohnungen durch die Feuerwehr möglich – der zweite Rettungsweg fehlte. Im Projekt »Walden 48« dienen drei »Sicherheitstreppenräume light« dazu, kleine, einseitig zum Garten ausgerichtete Wohnungen ab dem 3. OG entfluchten zu können. Sie verfügen ansonsten über keinen zweiten Rettungsweg (Anleiterhöhe > 8 m). In Verbindung mit feuerhemmenden und rauchdichten Wohnungseingangstüren ergab sich die Möglichkeit, sichtbare Holzoberflächen bzw. -untersichten der Treppenläufe und -podeste zuzulassen.


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