Gebäudetechnik/Holzbau

Eine nicht ganz gewöhnliche Aufstockung krönt die Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz: Das Tragwerk aus Holzrahmenbauwänden und Brettschichtholzträgern bildet den Rahmen für die zahlreichen fein justierten Bauteile, die für ein optimales Klangerlebnis in dem akustisch ausgetüftelten Musiksaal sorgen. Wesentliche Parameter für den Entwurf waren die Akustik, der Schallschutz sowie eine optimale, geräuschminimierte Be- und Entlüftung des Raumes.
Seit 2023 freut sich die Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz über einen Erweiterungsbau der besonderen Art: den ersten Kammermusiksaal in Holzbauweise dieser Größenordnung in Deutschland (Abb. 1). Dass die Akustik einen elementaren Teil des Entwurfs ausmachte, erklärt sich von selbst.
Gemeinsam mit dem Sounddesigner Jochen Veith entwickelte der Architekt Timm Helbach für den 120 m2 großen Kalkhof-Rose-Saal spezielle Akustikpaneele. Zudem wurde der Holzbau in seiner Gesamtkonstruktion wie ein riesiger, mitschwingender Resonanzkörper konzipiert.
Um einen Raum mit optimaler akustischer Wirkung zu erhalten, braucht man in der Regel Masse. Traditionellerweise werden solche konzertakustischen Räume daher in Massivbauweise ausgeführt. Dabei dient die Masse als starre, massive Resonanzfläche. Als Aufstockung eines Bestandsgebäudes durfte der Neubau obendrauf jedoch nur ein begrenztes Gewicht haben, was lediglich mit einem Holzbau zu bewerkstelligen war.
In Bezug auf die Resonanz zeigt die Holzleichtbauweise jedoch ein ganz anderes Verhalten als ein Massivbau: »Die architektonischen Gesetze der Konzerthausarchitektur müssen mit dem Holzbau grundsätzlich neu gedacht und entwickelt werden«, sagt hierzu Timm Helbach, dessen Architekturbüro die Aufstockung des Konzertsaals durchgeführt hat.
Denn durch die leichten Holzbauelemente kommt es zu einer verkürzten Nachhallzeit, insbesondere in den tiefen Frequenzen. Ziel war daher, die Nachhallzeit durch die Ausgestaltung der inneren Oberflächen entsprechend zu verlängern sowie den vielfältigen Anforderungen an die Akustik insgesamt gerecht zu werden.
Und so entwickelten die Planenden gemeinsam mit Jochen Veith und der Innenraumdesignerin Nadine Kümmel individuelle, maßgeschneiderte Wand- und Deckenpaneele, um diese fehlende Komponente des Holzleichtbaus auszugleichen. »Letztendlich haben wir einen akustisch optimierten Klangkörper konstruiert und gestaltet. Wir waren mit dem Raum teilweise dichter am Instrumentenbau als an der Architektur«, so der Architekt. Realisiert werden konnte das Projekt durch eine Zuwendung der Sibylle- Kalkhof-Stiftung.
Der Altbau bzw. der Mitteltrakt der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz stammt aus den späten 1940er-Jahren und wurde über die Jahrzehnte immer wieder erweitert, weshalb es auch Gebäudeteile aus den 1960er- und 1980er-Jahren gibt. Da für einen weiteren Zubau auf dem Areal kein Platz mehr zur Verfügung stand, blieb für den gewünschten Kammermusiksaal nur die Möglichkeit der »vertikalen Erweiterung« (Abb. 2).
Und so sah das Konzept des beauftragten Architekturbüros vor, den Konzertsaal als Aufstockung auf einen rund 5,50 m hohen, nahezu quadratischen Bestandsbau aus den 1980er-Jahren mit Abmessungen von etwa 15,50 m x 13,80 m an der Südseite des Hochschulgeländes anzuordnen. Dabei bleiben etwa Zweidrittel des Erdgeschosses von der neuen Nutzung unberührt.
Ein Drittel der Grundfläche nehmen die Erschließung des Obergeschosses, also eine neue, zweiläufige Treppe, der Aufzug sowie Sanitärräume und ein Vorraum ein. Im Obergeschoss befindet sich neben dem etwa 30 m2 großen Foyer, von dem die Besucherinnen und Besucher in den Konzertsaal gelangen, ein Nebenraum, der unter anderem als Rückzugsort für die Künstlerinnen und Künstler dient.
Wesentliche Parameter für den Entwurf waren die Akustik, der Schallschutz sowie eine optimale, geräuschminimierte Be- und Entlüftung des Raumes. Der Kalkhof-Rose-Saal sollte als Kammermusik-Saal mit etwa 120 m2 Nutzfläche für Konzerte mit kleiner Besetzung, also zwei bis neun Musikerinnen und Musikern sowie einer Bestuhlung für etwa 80 Personen ausgelegt sein.
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