BAUEN+ 1/2021

Sanierung

Das Rathaus »Am Markt« ist eines der bedeutendsten historischen Gebäude in Tübingen und in der Region (© Gerd Jütten Fotodesign)

Eva Maria Mittner


Historisches Rathaus wird modernen Anforderungen gerecht

Sanierung mit zeitgemäßer Technik, energetischer Ertüchtigung und Brandschutz im Einklang


Das historische Rathaus Tübingen steht an markanter Stelle »Am Markt 1« im Ortskern der Stadt. Im Zuge der Sanierung und Restaurierung wurden, unter Berücksichtigung hoher Denkmalschutzanforderungen und dem Erhalt der ursprünglichen Tragstruktur, die Technik und der Brandschutz komplett erneuert. Der Energieverbrauch wurde erheblich reduziert.

Statt kleinteiliger Nebenraumnutzungen öffnet sich das Erdgeschoss des historischen Rathauses in Tübingen heute transparent und bürgernah zum Marktplatz und der Ratssaalvorbereich im ersten Obergeschoss präsentiert sich als großzügige Cafeteria. Der historische Hofgerichtssaal wurde wiederhergestellt, Ratssaal (Abb. 2), Öhrn (Abb. 3) und Trauzimmer gliedern sich räumlich nach sorgfältiger Restaurierung in das moderne Ambiente ein.

Die historische Bedeutung wird besonders im Ratssaal und Trauzimmer, dem Öhrn, sowie in der imposanten Baukonstruktion, der herausragend gestalteten Ostfassade und der astronomischen Uhr deutlich.


Historische Strukturen

1435 wurde das Gebäude samt Markthalle für Bäcker, Metzger und Salzhändler im Erdgeschoss und »Lederbühne«, ein Verkaufsraum für Lederwaren im ersten Obergeschoss, erbaut.

Zur Bauzeit wurde das heutige Erdgeschoss als Untergeschoss bezeichnet und das heutige erste Obergeschoss als Erdgeschoss (von der Haaggasse aus betrachtet). Das auf Veranlassung von »Eberhard im Barte« eingefügte dritte Stockwerk diente ursprünglich der Durchführung von Festen. Das Hofgericht, das höchste Gericht Württembergs, richtete sich erst später dort ein. Beeindruckend ist hier: Der Saal kommt ohne Stützen aus.

Von 1965 bis 1969 wurde großflächig in den Bestand eingegriffen und das Erdgeschoss mit Technikeinbauten zugestellt. Akuter Handlungsbedarf bestand seit der Jahrtausendwende aufgrund funktionaler, statischer und technischer Mängel sowie aus Brandschutzgründen. Zusätzlich sollte das historische Gebäude energetisch verbessert und der Energieverbrauch nachhaltig reduziert werden. Das ist inzwischen gelungen.

Architektonisch sollten die vorgefundenen räumlichen Strukturen sowie die historische Bausubstanz erhalten bleiben, gleichzeitig die Neugestaltung aber durch behutsame Maßnahmen eine Stärkung erfahren. In den 1960er-Jahren hatte man streckenweise Basaltina aus der Gegend von Perugia in Italien als Bodenbelag eingebaut. Das Bestandsmaterial, z.B. der bauzeitlich verwendete verbindende Sandsteinbelag, fand soweit möglich seine Wiederverwendung.

Für sonstige Naturwerksteinarbeiten wurde auf Material aus der unmittelbaren Umgebung zurückgegriffen. Im Fokus stand, als wesentlicher Eingriff in die Raumstruktur, die Befreiung des ursprünglich als drei etwa gleich große Ladeneinheiten genutzten Erdgeschosses mit jeweils einer mittleren Rundstütze. Das Ziel: die Umwandlung der vorherrschenden Nebenraumnutzung in großzügige, offene und transparente Räume, um so ein repräsentatives Bürgerforum zu schaffen.

Die Tragstruktur aus den Umbaumaßnahmen der 1960er-Jahre musste dafür der reaktivierten historischen Tragstruktur weichen. Eine hierdurch entstandene Atmosphäre der hohen, hellen und attraktiven Räumlichkeiten setzt sich nahtlos in der anschließenden Treppenhalle sowie im Foyer des Ratssaals fort.

Die kleinteiligen Bürostrukturen vor dem Ratssaal stellen den Platz für eine großzügige Cafeteria zur Verfügung (Abb. 4). Bei deren Nutzung in Form von Veranstaltungen, Empfängen oder größeren Hochzeiten bietet sich durch die Arkadenfenster ein besonders schöner Ausblick auf die historische Umgebungsbebauung.


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