Nachhaltigkeit/Bewertungsmethodik

Das Forschungsprojekt GEFION entwickelt einen methodischen und digitalen Rahmen, um die CO2-Speicherleistung von Holzgebäuden transparent zu erfassen, nachvollziehbar zu dokumentieren und wirtschaftlich nutzbar zu machen. Ziel ist es, die Nachhaltigkeit im Bauwesen durch digital gestützte Prozesse und zertifizierte CO2-Speicherung auch für Bauherrinnen und Bauherren wirtschaftlich attraktiver zu gestalten. Erprobt wurde die entwickelte Methodik im Holzbauprojekt »ReBuild« – ein modularer Systembau in Holzbauweise mit hohem Vorfertigungsgrad und lückenloser digitaler Materialerfassung.
Klimaschutz ist aktuell nicht mehr nur eine moralische, sondern auch eine ökonomische Aufgabe. Damit der Wandel hin zu einer treibhausgasneutralen Gesellschaft gelingt, braucht es auch im Bausektor tragfähige Geschäftsmodelle, die ökologische Wirkung mit wirtschaftlicher Relevanz verbinden. Der Holzbau spielt dabei eine Schlüsselrolle: Als biogener CO2-Speicher bietet er das Potenzial, nicht nur Emissionen zu vermeiden, sondern Kohlenstoff langfristig in Bauwerken zu binden.
Damit diese Speicherleistung wirksam wird – ökologisch wie wirtschaftlich – muss sie messbar, überprüfbar und anrechenbar sein. Genau hier setzt das Forschungsprojekt GEFION an. Es entwickelt eine wissenschaftlich fundierte Berechnungsmethodik sowie eine digitale Infrastruktur zur Ausstellung von CO2-Zertifikaten, die konform zur EU Carbon Removals and Carbon Farming Certification (CRCF) Regulation sind.
Diese Zertifikate sollen sowohl in der Planung als auch in politischen Entscheidungsprozessen Anwendung finden. Die wirtschaftliche Relevanz ergibt sich aus mehreren Hebeln: der Anrechenbarkeit auf Klimaziele durch Nutzung im freiwilligen CO2-Markt (VCM), der Integration als Kennzahl (KPI) in Förderprogrammen sowie der Möglichkeit, CO2-Speicherleistungen monetär zu bewerten.
Mit der CRCF Regulation etabliert die Europäische Union erstmals einen rechtlichen Rahmen für die Zertifizierung dauerhaft gespeicherter biogener Kohlenstoffmengen, u.a. in Holzprodukten und Gebäuden. Als zertifizierungsfähig gelten Baukonstruktionen, die Kohlenstoff über mindestens 35 Jahre binden. Ziel ist es, diese Speicherleistung gezielt in die Klimapolitik und Förderlogik zu integrieren.
Holzbauten mit hohem biogenem Anteil in Tragstruktur und Dämmung erfüllen unter diesen Rahmenbedingungen zentrale Anforderungen an CO2-Speicherbauwerke. Die gespeicherte CO2-Menge wird dabei quantifiziert und in Relation zu einer Baseline (z.B. konventioneller Bauweise) gesetzt, um die zusätzliche Speicherwirkung nachzuweisen.
Das Forschungsprojekt GEFION untersucht, wie die im CRCF definierten QU.A.L.ITY-Kriterien – Quantifizierbarkeit, Additionalität, Langfristigkeit und Nachhaltigkeit – auf Holzsystembauten anwendbar sind. Im Zentrum steht die Frage, wie Gebäude nicht nur Emissionen vermeiden, sondern aktiv als zertifizierbare Kohlenstoffsenken zur wirtschaftlich nutzbaren Klimaschutzleistung werden können.
Wie viel CO2 speichert ein Holzgebäude wirklich – und unter welchen Bedingungen lässt sich diese Speicherleistung glaubwürdig nachweisen? Um diese Frage zu beantworten, hat GEFION eine belastbare Methodik entwickelt, die die Speicherwirkung von Holzbauweisen erstmals systematisch erfasst und vergleichbar macht.
Kern der Methodik ist ein projektspezifischer Referenzwert (Baseline), der als fundierte Hypothese den erwartbaren CO2-Speichergehalt eines Bauvorhabens unter definierten Rahmenbedingungen beschreibt. Dieser Wert dient als Vergleichsmaßstab für die Berechnung der zusätzlich gespeicherten CO2-Menge.
Den ganzen Beitrag können Sie in der September-Ausgabe der Bauen+ lesen.
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