BAUEN+ 5/2020

Experteninterview

Interviewpartner Prof. Mathias Pfeil, Generalkonservator des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege (© Michael Forstner)


Experteninterview

Mathias Pfeil, Generalkonservator des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege: »Denkmalpflege ist Nachhaltigkeit«


Mathias Pfeil, Generalkonservator des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, betont im Interview mit Klaus-Jürgen Edelhäuser die Nachhaltigkeit von Denkmalpflege. Er stellt heraus, dass unter Denkmalschutz stehende Gebäude sich nach hochwertigen energetischen Ansprüchen sanieren lassen und welche Vorteile eine Sanierung gegenüber einem Neubau hat.

Bauen+: Beim Thema »Bauen« richtet sich heute der Fokus mehr und mehr auf die Themen Energieeffizienz und Nachhaltigkeit. Hin und wieder hat man den Eindruck, dass die »Baukultur« eher als Nebensache in den Hintergrund tritt. Der Oberbürgermeister einer größeren Stadt in Baden-Württemberg hat sich sogar öffentlich so geäußert, dass ihm die »Gestaltung von Gebäuden weniger wichtig ist als die Energieeffizienz«. Unabhängig vom Denkmal: Bleibt Ihrer Meinung nach die »Baukultur« auf der Strecke und dominieren aktuell beim Bauen die rein technischen Aspekte?

Mathias Pfeil: Ich sehe es als die Aufgabe von Architekten und Ingenieuren, Umwelt zu gestalten. Diese Art der Umweltgestaltung muss natürlich technisch funktionieren und auch gestalterisch überzeugen – das kann man nicht trennen. Ich kann also nicht das eine oder das andere machen, ohne die Dinge miteinander verbunden zu sehen. Was ich schade finde, ist, wenn Bauen ohne gestalterische Ansprüche vonstatten geht – dazu ist es einfach auch zu teuer. Wenn Sie ein Gebäude erstellen, gestalten Sie immer auch einen Teil Umwelt, der allen Menschen dienen muss.

Ich denke schon, dass es auch für das Empfinden der Menschen viel ausmacht, wo sie leben. Wenn sie in einem Gewerbegebiet leben, sind sie vermutlich unglücklicher, als wenn sie in einer historischen Altstadt ihre Umgebung finden. Auch die Gebäude, die allen technischen Standards entsprechen, können schön sein. Und man sollte sich bemühen, Gebäude eben auch so zu gestalten.

Ich glaube aber auch, dass die Architekten letztlich nicht mehr die Entscheidenden sind. Das sind inzwischen die Bauherren. Welcher Architekt plant denn schon noch ein Gebäude abschließend? Architekten sind oft nur noch dazu da, dass sie bestehende Lösungen irgendwie zusammenbringen. Ich glaube, der gestaltende Architekt, der sich wirklich Gedanken um Gebäude macht, ist selten geworden. Wenn ein Architekt dann aber doch die Aufgabe bekommt, gestaltend tätig zu sein, dann soll er sich bitteschön auch Mühe geben.

Es wird schon ziemlich viel schachbrettartiger Mist gebaut. Natürlich hat jede Zeit ihre Sprache. Wenn ich mir aber die Architektenwettbewerbe anschaue oder die Werke von herausragenden Architekturbüros, dann wundere ich mich schon, wie viel wirklich Vergleichbares, fast schon Identisches, hingestellt wird. Meist sind es Rechteckfenster und schmucklose Fassaden mit Flachdach. Das wird mal unsere Zeit prägen. Ich werde es nicht mehr erleben, dass so etwas auf die Denkmalliste kommt.


Das ganze Interview können Sie in der September-Ausgabe der Bauen+ lesen.  
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