BAUEN+ 4/2020

Experteninterview

Interviewpartner Andreas Hofer, Intendant der Internationalen Bauausstellung 2027 StadtRegion Stuttgart (© IBA’27 / Sven Weber)


Experteninterview Andreas Hofer

»Ich schlafe in der Fabrik und produziere in der Wohnung«


Andreas Hofer, Intendant der Internationalen Bauausstellung 2027 StadtRegion Stuttgart, ordnet im Interview mit Klaus-Jürgen Edelhäuser die IBA'27 ein und erklärt, welche Fragen das Team rund um die Bauausstellung vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Veränderungen beschäftigen.

Bauen+: Die Internationale Bauausstellung war in der Vergangenheit oft das Merkmal einer neuen Epoche oder einer Wende im Bauwesen. In Stuttgart setzte die Werkbundausstellung 1927 mit der Weißenhofsiedlung deutliche Zeichen des »Neuen Bauens« und läutete hier mit namhaften Architekten wie Mies van der Rohe, Walter Gropius, Le Corbusier und Hans Scharoun die Industrialisierung des Bauens, neue Bautechniken und neue Wohnformen ein. Nun, hundert Jahre später, gibt es in Stuttgart mit der IBA'27 eine neue Internationale Bauausstellung. Wird das wieder eine neue Epoche?

Andreas Hofer: Es ist schon auffällig, dass Bauausstellungen in Deutschland häufig in Phasen gesellschaftlicher Umbruchsituationen stattfanden – und das passiert auch jetzt. Meine Vorgänger haben hierfür einmal den Begriff des »präventiven Strukturwandels« benutzt, um das zu beschreiben, was wir hier tun. Dass wir im Moment gesellschaftlich in einer Umbruchsituation sind, war absehbar und bestätigt sich. Wir möchten uns mit der IBA natürlich mit diesen Themen auseinandersetzen. Durch »Corona« hat dieser Umbruch in gewisser Weise nun auch eine Beschleunigung erfahren.

Die IBA'27 hat dabei auch viel mit Technologie zu tun. Man hat in der Bauwirtschaft lange über die Digitalisierungsprozesse gesprochen, sie wurden aber eigentlich nie zu einer durchgängigen Kette. Jetzt beginnen diese Prozesse wirklich zu greifen. Bauen ist ja eines der konservativsten Gewerbe mit einem sehr niedrigen Industrialisierungs- und Digitalisierungsanteil. Gerade auch in Stuttgart besteht eine lange Tradition mit Konstruktionen und neuen Materialien – z.B. dem Leichtbau. Auch da, denke ich, kommt im Moment sehr vieles zusammen, das vermutlich schon die gebaute Umwelt verändern und prägen wird.

 

Bauen+: Der Großraum Stuttgart ist maßgebend von der Automobilindustrie geprägt. Dieser Industriezweig ist aktuell von einem gewissen Umbruch gekennzeichnet. Wird das die IBA'27 konzeptionell begleiten? Und wenn ja, wie fließt das in das Konzept der IBA'27 ein? Im ersten Anschein hat die Automobilindustrie weniger mit dem Thema »Bau« zu tun, sehr wohl aber mit Mobilität.

Andreas Hofer: Das ist auf jeder Ebene ein sehr heißes Eisen und ich habe mich am Anfang ein bisschen dagegen gewehrt, dass die IBA jetzt auch noch die Mobilitäts- oder Verkehrsprobleme lösen soll. Aber Sie haben es auch schon angesprochen: Mobilität ist natürlich intensiv mit räumlicher Entwicklung verbunden. Was ich besonders spannend finde, sind die Produktionsstätten. Das sind ja zum Teil regelrechte Städte. Die Werke haben eine Dimension, die den Raum und den Alltag der Menschen prägen.

Wenn nun Transformationsprozesse stattfinden, dann hat das räumliche Auswirkungen. Die interessieren uns. Also: Was wird in Zukunft produziert, wie sehen die Fabriken aus? Eines unserer Leitthemen heißt »Produktive Stadt«. Das bezieht sich genau auf solche Fragestellungen. Ein weiterer Aspekt ist dann noch: Welche Auswirkungen haben veränderte Mobilitätsmöglichkeiten auf die Art, wie wir den Raum nutzen, wie wir uns in ihm bewegen?

Wir haben eine funktionierende große Industrie. Das ist eine spezielle Eigenschaft der Region und uns beschäftigt natürlich, wie diese sich in den nächsten Jahren verändert. Die räumlichen Auswirkungen dieser Veränderungen, also der Produktion von Mobilität und der Mobilität selbst, möchten wir mit exemplarischen Bauprojekten begleiten.

 

Bauen+: Wie sehen Sie ganz generell das Bauen durch die IBA'27 beeinflusst bzw. beeinflussbar? Es gibt bestimmte Entwicklungen, wie beispielsweise Tiny-Houses, modulares Bauen, 3-D-Druck o.Ä. Sehen Sie hier Berührungspunkte mit der IBA'27? Wie ist der Stellenwert einer IBA bei solchen technischen Entwicklungen?

Andreas Hofer: Eine IBA ist ja eigentlich ein komischer Zwitter. Sie muss ausbrechen aus dem Alltag und Zukunftsfragen diskutieren, diese dann aber in der realen Welt konkret baubar machen. Es ist also nicht Science-Fiction, was wir tun. In diesem Spannungsfeld bewegt sich eine IBA. Die Hoffnung ist schon, dass diese Schritte über die gegenwärtige Baupraxis hinaus gehen.

Die von Ihnen angesprochenen Punkte, insbesondere die Tiny-Houses, sind für mich eher der Ausdruck einer Reflexion über Wohnformen und Wohnflächenkonsum, als dass ich da die große Zukunft des Bauens sehe. Aber genau diese Fragen – Wie wohnen wir? Wie bauen wir die Häuser? Welche Rolle spielen da vielleicht auch neue Technologien und Materialien? – sind natürlich Dinge, die uns beschäftigen.


Das ganze Interview können Sie in der Juli-Ausgabe der Bauen+ lesen.  
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