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  • 26.06.2020

Auf Transparenz bauen – Institut Bauen und Umwelt wird 40

Das Institut Bauen und Umwelt (IBU) wurde 1980 als Arbeitsgemeinschaft Umweltverträgliches Bauprodukt e.V. in München gegründet. In den Anfangsjahren bestand diese Gemeinschaft aus einer kleinen Gruppe von Bauprodukteherstellern, die gemeinsam einheitliche, umweltbezogene Informationen veröffentlichten. 2008 benannte sich die Organisation in Institut Bauen und Umwelt e.V. um. Sie ist heute mit über 210 Unternehmen und Verbänden die größte Vereinigung von Herstellern der Baustoffindustrie.

2013 erfolgte der Umzug nach Berlin. Auf die vom IBU entwickelten Umweltproduktdeklarationen (Environmental Product Declarations kurz EPDs) greift inzwischen die gesamte Baustoffindustrie zurück, wenn es um transparente und glaubhafte Umwelt- und Nachhaltigkeitsinformationen zu Baukomponenten und -produkten geht. Dabei ist das IBU branchenübergreifend und unabhängig.

Bauen und Umwelt sind voneinander untrennbar, der Begriff des nachhaltigen Bauens ist zu einem Schlagwort geworden. Doch Bauwerke sind material- und energieintensiv und somit wesentliche Eingriffe des Menschen in Natur und Umwelt. Als in den 1970er-Jahren erstmals das Thema Ressourcenknappheit in der Gesellschaft diskutiert wurde, erfolgten mit energiesparrechtlichen Vorschriften schnell konkrete Vorgaben.

Zu dieser Zeit wurde eine Reihe von Initiativen gegründet, um die komplexen Strukturen zwischen ökologischer und ökonomischer Ressourcennutzung sowie deren soziokulturelle Qualität zu analysieren und bewerten.

Das Umweltzeichen »Blauer Engel«, das 1978 vom Bundesumweltministerium und den für Umweltschutz zuständigen Ministern der Bundesländer eingeführt wurde, ist das Erste seiner Art und wird seitdem für besonders umweltschonende Produkte und Dienstleistungen zusammen mit der gemeinnützigen RAL GmbH vergeben. Umwelteigenschaften, die nicht in den Vergabekriterien genannt sind, werden dabei jedoch nicht geprüft.

Für die Masse der Bauprodukte ist diese Art von Label jedoch schwierig. Unterschiedliche Verwendungsszenarien und insbesondere die Verwendung als Vor- oder Zwischenprodukt schließen diese Bewertung aus. Des Weiteren ist die Fokussierung auf eine Bewertungsaussage in Bezug auf die vielfältigen Leistungskriterien von Bauteilen meist nicht sachgerecht.

Bereits 1980 gründeten daher rund ein Dutzend Baustoffhersteller die Arbeitsgemeinschaft Umweltverträgliches Bauprodukt (AUB). Ziel dieser Initiative war es, gemeinschaftlich und nach den gleichen Standards umweltbezogene Informationen zu veröffentlichen, die auch die Verarbeitung, die Lebensdauer sowie die Deponierung und das Recycling beinhalten.

Diese Herstellererklärungen wurden als Datenblatt Umweltverträglichkeit herausgegeben und beinhalteten insbesondere auch die Leistungsdaten der Produkte. Als Kontrollmechanismen wurden Sektorgruppen gebildet, die eine Fremdüberwachung ermöglichten, sowie ein Bewertungsausschuss gegründet. Hersteller mineralischer Bauprodukte waren die Hauptnutzer. Den skizzierten Vorteilen standen das Vorurteil der Herstellererklärung gegenüber sowie der oftmals empfundene Mangel einer fehlenden plakativen Bewertung.

Das Problem einer sachgerechten, den vielschichtigen umweltbezogenen Themen gerechten Information wurde Ende der 1990er-Jahre wissenschaftlich erarbeitet und normativ aufgearbeitet. Mit der Entwicklung der sogenannten Ökobilanz und deren internationaler Normierung wurde ein Instrument geschaffen, mit dem erstmals die wesentlichen umweltrelevanten Informationen wissenschaftlich erfasst, berechnet und verglichen werden konnte.

Die Öko-Label wurden daneben normativ in drei Gruppen strukturiert: Typ I als Auszeichnungszeichen, Typ II als Herstellererklärung und Typ III als neutrale und transparente Deklaration. Diese Chance wurde von den Mitgliedern der AUB genutzt. Mit Unterstützung des Umweltbundesamtes und Wissenschaftlern wie Dr. Eva Schmincke und Prof. Dr.-Ing. Thomas Lützkendorf wurden die wissenschaftlichen Erkenntnisse für die Baubranche spezifiziert und praktikabel gemacht.

Parallel dazu wurde das Bauprodukterecht von der EU harmonisiert, in der Bauproduktenrichtlinie wurden sogenannte wesentliche Anforderungen formuliert, die unter anderem Informationen zu Hygiene, Gesundheit und Umweltschutz sowie zur nachhaltigen Nutzung von Ressourcen beinhaltete. Diese Rahmenbedingungen nutzten die Mitglieder der AUB, um die zum deutschen, aber auch internationalen, Standard entwickelten Umweltproduktdeklarationen (EPDs) zu ihrem heutigen Format auszubauen.

Aufgrund der umfangreichen und detaillierten Gespräche und Analysen zur Differenzierung und Zusammenfassung der unterschiedlichen Produktkategorien sollte es aber dennoch bis 2005 dauern, bis die erste EPD offiziell an Rockwool vergeben wurde. Dieser Umstand wurde von den Verantwortlichen der AUB genutzt, um auch Struktur und Außendarstellung neu zu entwickeln. Aus der AUB wurde das Institut Bauen und Umwelt (IBU) mit einem neutralen und ehrenamtlichen Präsidenten. Für dieses Amt konnte der langjährige Präsident des Deutschen Institut für Bautechnik (DIBt), Prof. Dr.-Ing. Horst Bossenmayer, gewonnen werden.

Der Durchbruch dieses Informationsformats gelang mit der Novellierung der Bauproduktenrichtlinie zur Bauproduktenverordnung im Jahre 2011. Die Europäische Kommission konnte von Mitgliedern des IBU davon überzeugt werden, dass EPDs das geeignete Hilfsmittel sind, um umweltbezogene Informationen zu transportieren. Aufgenommen wurde der Hinweis auf EPDs in den Erwägungsgründen zur Bauproduktenverordnung für die wesentlichen Anforderungen 3 (Hygiene, Gesundheit und Umweltschutz) und 7 (nachhaltige Verwendung von Ressourcen).

Dieser Hinweis auf ein geeignetes Instrumentarium zu umweltrelevanten Informationen neben der obligatorischen CE-Kennzeichnung zu den Leistungsmerkmalen wurde von der Geschäftsstelle des IBU konsequent genutzt. Von 2006 bis 2010 wurde in einer Art Roadshow bundesweit das neue Format vorgestellt.

»Der Erfolg war und ist außergewöhnlich«, sagt Dipl.-Ing. Hans Peters, Vorstandsvorsitzender des IBU. »Eine Handvoll Vorreiter haben die Standardlösung entwickelt, auf die die gesamte Branche der Bauproduktehersteller zurückgreift, entweder individuell oder über Verbandslösungen. Heute sind über 210 Firmen und Verbände Mitglieder des IBU, die für über 1.800 EPDs stehen, die wiederum ein Vielfaches an Produkten beinhalten.«

Beachtlich ist auch der internationale Erfolg des IBU – fast ein Drittel der Mitglieder sind ausländische Hersteller. Dies ist auch darauf zurückzuführen, dass die Verantwortlichen frühzeitig die internationale Harmonisierung von Verfahrensfragen, Rand- und Rahmenbedingungen erkannt haben. Als Initiator einer europäischen EPD-Plattform hat das IBU dafür gesorgt, dass Hersteller die Kernaussagen umweltbezogener Informationen nicht in jedem Land neu erarbeiten müssen.

Aktuell entwickelt das IBU die nächste Stufe von nachhaltigkeitsbezogenen Informationen. Erforderlich ist sowohl die Erweiterung der produktbezogenen Aussagen als auch die Digitalisierung aller Daten, um letztlich die ökobilanziellen und umweltbezogenen Daten BIM-fähig zu machen. »Mit unserem ibu.data und SuPIM-Angebot sind wir auf einem zukunftsfähigen Weg, unsere Nachhaltigkeitsdaten für viele neue Lösungen zur Verfügung zu stellen«, beschreibt Geschäftsführer Dr. Alexander Röder den Kurs des IBU.

Für die neuen Herausforderungen konnte mit der ehemaligen Bundesministerin für Umwelt und Bauen, Dr. Barbara Hendricks, eine Präsidentin gewonnen worden, die für unabhängige, transparente und glaubhafte Informationen steht. Mit den EPDs und den weiteren Informationsmitteln des IBU nimmt die Baubranche eine Vorreiterrolle aller Industriesektoren in Deutschland in Bezug auf Informationen zu Umwelt und Nachhaltigkeit ein.

 



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