BAUEN+ 4/2021

Experteninterview

Jack Bolz-Mendel und Stanislav Malorodov sind die Gründer von Guardian Technologies, einem Hersteller für Hightech-Brandlöschsysteme. Ihr innovatives Produkt ist eine platzsparende, günstige und rückstandsfrei löschende Alternative zu herkömmlichen Brandlöschsystemen. (© Guardian Technologies GmbH)

Jack Bolz-Mendel und Stanislav Molorodov


»Die KI weiß genau, wo es brennt«


Jack Bolz-Mendel und Stanislav Malorodov entwickelten ein Löschsystem auf Basis künstlicher Intelligenz (KI), das Feuer sofort erkennt und selbstständig löscht. Wie genau dieses KI-System funktioniert, wo die Vorteile liegen und wie es in Zukunft mit KI im Brandschutz weitergeht, darüber hat Reinhard Eberl-Pacan mit den Gründern im Interview gesprochen.

Bauen+: Künstliche Intelligenz (KI) ist im Brandschutz alles andere als alltäglich. Wie kann KI den Brandschutz verbessern? Wo genau ist sie den aktuellen Systemen überlegen?

Jack Bolz-Mendel: KI ist ein Begriff, der im Brandschutz noch nicht unbedingt verbreitet ist. Wir sind hier leider noch in einem konservativ aufgestellten Markt, dem KI noch fremd ist. Wo sehe ich die Möglichkeiten von KI im Brandschutz? Man kann damit Brände zu einem viel früheren Zeitpunkt mit einer wesentlich höheren Sensitivität erkennen. Im Vergleich zu einer konventionellen Brandmelde- oder Sprinkleranlage, die Feuer oder Rauch erst erkennen, wenn sie an der Decke bei den Meldern ankommen oder dort einen Glaskolben zerstören, reagiert unser System bereits kurz vor dem Entstehen einer Flamme. Die KI weiß genau, wo es brennt.

Sie kann erkennen, ob ein Brand gewollt oder ungewollt ist. Ein klassischer Rauchmelder weiß dagegen nur, dass es brennt. Ist aber tatsächlich ein Brand ausgebrochen, ist es oft zu spät. In der Regel wird er erst beim Eintreffen der Feuerwehr und Rettungskräfte gelöscht. Das führt wiederum zu verheerenden Begleitschäden.

Stanislav Malorodov: Klassische Brandschutzlösungen sind zudem sehr teuer: Brandmelde- und Sprinkleranlagen müssen bei jedem Objekt individuell geplant und verbaut werden. Das ist für Bauherren eine große Herausforderung. Unser System ist wesentlich kleiner, smarter und kann auch nachträglich eingebaut werden.

Ein weiterer Punkt ist der Täuschungsalarm. Dabei handelt es sich um detektierte »Brandfälle«, die gar keine sind. Das produziert Ärger, denn es müssen die Kosten der gerufenen Feuerwehr und weitere Aufwände bezahlt werden. Mit KI hat unser System eine Sensitivität von über 99 Prozent und Täuschungsalarme werden auf nahezu Null reduziert.

 

Bauen+: In Sachen Brandfrüherkennung werden aktuell bereits verschiedene Techniken wie Wärmebildkameras oder Rauchansaugsysteme eingesetzt. Was zeichnet Ihr System aus?

Jack Bolz-Mendel: Ein Faktor, den man bei Bränden absolut nicht hat, ist Zeit. Je früher man agieren kann, desto früher kann man handeln und Brände klein halten. Rauch muss nicht erst in Rauchmelder eindringen oder der Brand muss nicht erst eine gewisse Intensität erreichen, damit er von der Anlage wahrgenommen wird.

Unser System kann man am besten mit dem menschlichen Auge vergleichen. In dem Moment, in dem es für den Menschen möglich wäre, einen Brand zu sehen, hat ihn auch unser System erkannt. Es gibt zurzeit zwar Systeme, die Flammen erkennen können, das sind meist schlecht aufgelöste Kameras, was dazu führt, dass Feuer nicht wirklich gut erkannt wird. Außerdem gibt es Wärmebildkameras, die sind aber unfassbar teuer. Es gibt auch vernetzte Brand- und Rauchmelder, aber auch die haben nichts mit KI zu tun.

Der heutige Stand der Technik seitens der automatischen Löschtechnik durch Sprinkleranlagen hat sich seit etwa mehreren Jahrzehnten nicht mehr weiterentwickelt. Die Devise lautet hier »Variation« anstatt »Innovation«. Digitalisierung kommt allmählich im Brandschutz an, KI hingegen ist der konservativ eingestellten Branche noch gänzlich fremd.


Das ganze Interview können Sie in der Juli-Ausgabe der Bauen+ lesen.  
Informationen zur Einzelheft- und Abo-Bestellung

Diesen Beitrag finden Sie auch zum Download im Heftarchiv.


Link

 

NEWSLETTER

Der Newsletter für Energie, Brandschutz, Bauakustik und Gebäudetechnik informiert Sie alle zwei Wochen über branchenspezifische Nachrichten und Entwicklungen.

zur Newsletter-Anmeldung

Zurück zum Seitenanfang