BAUEN+ 1/2023

Nachhaltigkeit/Experteninterview

Im Interview Dipl.-Ing. Ralf Abraham (links) und Andrea Franke, MSc. (rechts) (© Andrea Steckert [links] und privat [rechts])


Experteninterview Andrea Franke und Ralf Abraham

»Es erfordert viel Mut, vom Weg abzuweichen und anders zu bauen«

Andrea Franke, Architects for Future, und Ralf Abraham, Deutsches Institut für Brandschutz, im Gespräch mit Bauen+


Der Gebäudesektor verursacht weltweit 39% des gesamten Energieverbrauchs sowie 53% des Abfalls in Deutsch­land. Die Bauwirtschaft ist für die größten Güterbewegungen, den größten Ressourcenverbrauch und die meisten CO2-Emissionen verantwortlich. »Architects for Future« (A4F) erklären sich deshalb solidarisch zur »Fridays for Future«-Bewegung und setzen sich für die Einhaltung der Ziele des Pariser Klimaabkommens und die Begrenzung der Erderwärmung auf maximal 1,5 °C ein.

Sie sind in und mit der Baubranche beschäftigt und wollen einen nachhaltigen Wandel im Bauwesen, um kooperativ auf allen Ebenen zukunftsfähige Lösungen zu erarbeiten und einen nachhaltigen Wandel in die Wege zu leiten. Eine Weiterentwicklung der »Musterbauordnung (MBO)« [1] hin zu einer »Musterumbauordnung« stellt eine wichtige Forderung der A4F dar.

Der Vorschlag zielt darauf ab, dem Bestandserhalt und der Kreislauffähigkeit rechtliche Vorrangstellung gegenüber dem Ersatzneubau mit nicht kreislauffähigen Baustoffen oder Bauweisen einzuräumen. Das schont Materialressourcen und mindert die bei der Baustoffproduktion anfallenden klimaschädlichen Emissionen.

Das »Deutsche Institut für Brandschutz« (DIvB) unterstützt den von A4F geforderten Paradigmenwechsel. Die bisherigen Schutzziele der MBO sollen um die Ziele des Klimaschutzes erweitert, der Bestandserhalt gefördert und Umbau statt Abriss künftig zum Normalfall werden.

Bauen+ sprach mit Andrea Franke, Mitglied bei A4F, und Ralf Abraham, Mitglied und Initiator der Fachgruppe »Umbauordnung« im DIvB.

Bauen+: Was treibt die A4F an und was hat dich, Andrea, persönlich motiviert, deine Kenntnisse und Ideen für einen nachhaltigen Wandel der Baubranche in Deutschland ehrenamtlich einzubringen und dich bei A4F zu engagieren?

Andrea Franke: Ich kann nicht für alle bei A4F sprechen und ich bin auch keine Architektin, sondern Bauingenieurin. Das ist ein Unterschied, denn bei A4F sind sowohl Architekten als auch Bauingenieure und viele weitere Fachrichtungen vertreten, die sich austauschen. Es ist sehr wertvoll, sich quer über die eigenen Fachrichtungen hinweg zu unterhalten.

Ich selbst habe Bauingenieurwesen studiert und im fachlichen Bereich war das Thema »Nachhaltigkeit« bei mir lange gar nicht auf dem Schirm. Privat war ich für Klimaschutz und Ressourcenschonung und habe mich informiert, wie ich nachhaltig einkaufe, vegetarisch lebe usw. Im Studium ist das nicht vorgekommen. Nachhaltig bauen war kein Thema, Holzbau nur ein kleiner Teil. Auch wenn ich gerne Holzbau geplant habe, ist das meistens hinten runtergefallen.

Eine weitere Motivation empfand ich durch meine Kinder. Das Thema »Klimaschutz« hat dadurch noch mal eine wichtigere Bedeutung bekommen. Ich sagte mir: »Okay, ich muss da was tun! Nicht nur im Privaten, sondern ebenso auf der fachlichen Ebene. Wer soll sich für Klimaschutz einsetzen, wenn nicht solche Menschen wie ich, die mit viel Fachkompetenz im Berufsleben stehen?«

Dies kann die Politik nicht leisten, das können die Bürger nicht fordern, weil sie es nicht in dem Umfang verstehen. Wir sind die, die das Fachwissen haben, die den Willen haben und dann darf man sich nicht verstecken und sagen: »Ich bin ja nur ein Rädchen im Getriebe und mein Bauherr oder Auftraggeber fordert das nicht«.

Wir sind die Fachleute und müssen Verantwortung übernehmen. Das hat einen viel größeren Hebel als das, was man im Privaten macht. Die Mitarbeit bei A4F bedeutet deshalb für mich und für alle, die dazu Lust haben, einen großen Mehrwert.

 

Bauen+: Besonders spannend ist der interdisziplinäre Ansatz, den wir auch mit unserer Fachzeitschrift vertreten. Wie gestaltet sich das bei A4F? Wie arbeitet ihr zusammen und wie unterstützt ihr euch bei nachhaltigen und recyclingfähigen Projekten?


Das ganze Interview können Sie in der Januar-Ausgabe der Bauen+ lesen.  
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