BAUEN+ 1/2020

Experteninterview

Reinhard Eberl-Pacan (links) mit den Interviewpartnern Sebastian Fischbeck (Mitte) und Andreas Lange (rechts)


Experteninterview

»Das Holzhochhaus ist die Antwort auf die Frage ›Wie kriege ich ganz viele Menschen auf ganz wenig Fläche?‹«


Im Interview sprechen die Experten Andreas Lerge und Sebastian Fischbeck über Hochhäuser aus Holz und benennen zahlreiche Vorteile der Bauweise gegenüber konventionellen Stahlbetonkonstruktionen. Es gilt, den Holzbau als mögliche Alternative sowohl bei Planern als auch bei Investoren zu verankern und Berührungsängste oder Unwissenheit zu verringern.

Bauen+: Lieber Sebastian, lieber Andreas, das Thema, über das wir uns heute unterhalten, sind Hochhäuser und vor allem Hochhäuser, die aus Holz gebaut wurden, werden oder gebaut werden sollen. In Deutschland ist bereits das erste Holzhochhaus fertiggestellt und mehrere sind in Planung. Wie beurteilt ihr diese Entwicklung?

Andreas Lerge: Jeder, der futuristisch denkt, muss an Massenproduktion denken. Er muss eine Pipeline von Projekten haben. Einzelne Hochhausprojekte zu entwickeln, das ist Liebhaberei. Wir brauchen eher Massenproduktion, keine Plattenbauten, aber stilvolle und ökologische Massenproduktion, die ein System hat.

Sebastian Fischbeck: Für mich stellt sich da die Frage »Was ist Massenproduktion?«. Wie viele Hochhäuser aus Holz müssen wir dafür bauen? In Deutschland ist Hochhaus relativ einfach, weil ab 22 Meter oberstes Geschoss schon das Hochhaus beginnt. Deshalb würde ich die Frage in den Raum stellen »Muss man wirklich ein Hochhaus bauen?«. Oder ist es besser, wenn man knapp darunter anfängt?

 

Bauen+: Erst einmal zur Motivation, überhaupt wieder Hochhäuser zu bauen. Woher kommt diese Motivation? Hochhäuser waren eine ganze Weile total out, zumindest was Wohnhochhäuser angeht.

Andreas Lerge: Das Hochhaus oder das Holzhochhaus ist die Antwort auf die Frage »Wie kriege ich ganz viele Menschen auf ganz wenig Fläche?«. Die Motivation zum Hochhaus kommt, so könnte man sagen, aus dem Wanderungsverhalten der Menschen. Es gibt einen ganz starken Willen, in die Stadt zu kommen, weil da die Arbeit ist, weil da der soziale Mittelpunkt ist.

Sebastian Fischbeck: Hochhäuser brauchen mehr Abstände als niedrigere Bauwerke. Mit einer Blockrandbebauung kann ich mehr oder weniger die gleiche Dichte erzeugen. Dabei finde ich auch die Frage »Wie hoch soll das Haus sein, habe ich noch den Bezug vom Straßenraum zum Gebäude oder zu den Leuten, die im Gebäude wohnen, und andersherum?« wichtig. Deswegen sind die europäischen Häuser auch so niedrig.

Andreas Lerge: Wenn ich aktuell vom Holzhochhaus spreche, dann ist bei mir bei 60 Metern Schluss, das sogenannte »kleine Hochhaus«. Nicht, weil ich mir das nicht höher vorstellen kann, ganz im Gegenteil, sondern weil da meiner Meinung nach auch wirtschaftlich der Break-even-Point erreicht ist. Über 60 m haben wir eine deutliche Erhöhung der Schutzbestimmungen, auch Brandschutz. Da wird es dann wirtschaftlich unrentabel. Auf der anderen Seite ist auch die Akzeptanz der Bevölkerung nicht mehr da. Man will so hohe Häuser nicht haben, weil sie neu sind. Wenn es dann aus Holz ist, ist es noch schlimmer.



Das ganze Interview können Sie in der Januar-Ausgabe der Bauen+ lesen.  
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